Nathan der Weise – Inhaltsangabe | Zusammenfassung – Gotthold Ephraim Lessing

Kurze Inhaltsangabe zu Nathan der Weise von Lessing

In diesem Stück von Gotthold Ephraim Lessing aus dem Jahr 1779 ist die Hauptfigur auch gleich der Titel des Dramas: Nathan der Weise – ein Stück in fünf Akten. Die Uraufführung erfolgte am 14. April 1783 in Berlin. Das eigentliche Herzstück dieses Dramas ist die Ringparabel, zu der es bereits im ersten Aufzug des Dramas kommt. Nathan der Weise ist eines der letzten Werke aus der Feder Lessings, das er im Zuge der Auseinandersetzung mit dem Hauptpastor Johann Melchior Goeze in Verbindung mit einem andauernden Streit herausbrachte. Im Hinblick auf den Aufbau lässt sich dieses Drama der klassischen Form in fünf Akten zuordnen. Satzbrüche, rhetorische Fragen wie auch der praktische Sprecherwechsel entsprechen den typischen Eigenschaften und dem Rahmen dieser Zeit. Nathan der Weise enthält nicht nur dramatische und tragische, sondern auch komische Elemente. So lässt sich dieses Stück weder eindeutig einer Tragödie noch einer Komödie zuordnen.

Ausführliche Inhaltsangabe zu Nathan der Weise

Die Rettung von Recha und Nathans Rückkehr

Die eigentliche Handlung versetzt Leser und Publikum in die Zeit der dritten Kreuzzüge zwischen 1189 und 1192. Es herrscht gerade Waffenstillstand in Jerusalem. Nathan der Weise ist ein Jude und kommt von seiner Geschäftsreise zurück, als er von Daja erfährt, dass ein christlicher Tempelherr seine Pflegetochter Recha aus einem brennenden Haus gerettet hat. Der Tempelherr möchte weder Lobpreisung noch Dank für seine Taten. Überdies erscheint der Tempelherr abweisend und scheint eine Abneigung gegenüber Juden zu haben. Dieser Ordensritter verdankt sein eigenes Leben wiederum dem Herrscher Jerusalems – Sultan Saladin. Er hatte ihn einst von 20 Gefangenen begnadigt, und nur aus einem Grund: weil er dem verstorbenen Bruder des Sultans – Bruder Assad – ähnlich sah. Alle diese glücklichen Umstände haben dazu geführt, dass er im Stande war Nathans Tochter zu retten. Nathan ist ein mathematisch denkender Mensch und weigert sich, hinter dieser Begebenheit und den glücklichen Umständen ein Wunder zu vermuten. Selbst seine Pflegetochter ist überzeugt davon, dass es nicht richtig sein kann, an Schutzengel zu glauben.

Sultan Saladins Schulden: der Start der Intrige

Sultan Saladin befindet sich in einem finanziellen Engpass. Saladin spricht daraufhin mit seinem Schatzmeister – dem Derwisch Al-Hafi – über seine finanziellen Sorgen. Seine Schwester Sittah rät ihm dazu, den vermögenden Geschäftsmann Nathan zu sich zu rufen. Saladin soll nun seine gepriesene Großzügigkeit auf die Probe stellen. Doch der Sultan fragt Nathan nicht direkt nach einem Kredit, sondern gibt vor, seine Weisheit testen zu wollen. Saladin fragte nach seiner Wahl-Religion. Nathan wurde bereits vor dem Gespräch von seinem guten Freund und vertrauten Al-Hafi vor Saladin und seiner Geldnot gewarnt: So fiel es ihm nicht schwer, die Falle zu erkennen. Er möchte daraufhin Saladin mit einem Märchen abspeisen und antwortet in einer Ringparabel. Saladin wiederum versteht diese Ringparabel als versteckte Botschaft der Gleichberechtigung der großen Religionen. Er ist von seiner Qualität ergriffen und bittet daraufhin Nathan sein zukünftiger, vertrauter Freund zu werden. Dieser willigt ein und gewährt ihm ein äußerst großzügiges Darlehen.

Tu nichts! Der Jude wird verbrannt!“

In der Zwischenzeit verliebt sich der Tempelherr, der Recha einst aus dem Feuer rettete, in die Pflegetochter nach einem arrangierten kurzen Treffen von Nathan. Er möchte Sie auf der Stelle heiraten. Nathan jedoch zögert und sieht seine Besorgnis in dem Namen des Tempelritters begründet. Dieser reagiert verstimmt. In der Zwischenzeit erfährt er von Nathans Gesellschafterin, dass Recha nicht seine leibliche Tochter ist und eigentlich aus christlichem Hause stammt. Daja löst die Situation auf und berichtet, dass Recha eine Christin ist, doch als Jüdin erzogen wurde. Er sucht einen korrupten Patriarchen von Jerusalem auf. Dieser Patriarch ist ein fundamentalistischer Dogmat, der weder Nachsicht noch Rücksicht kennt. Der Tempelherr formuliert die Angelegenheit als handele es sich um eine fiktive Situation, doch das fanatische Oberhaupt der Kirche möchte sofort „diesen Juden“ auf den Scheiterhaufen sehen und bringt als Grund die Apostasie an. Der Tempelherr verrät nicht den Nathans Namen, doch verspricht der Patriarch, diesem Verdacht nachzugehen.

Auflösung der verwandtschaftlichen Verhältnisse

Mittlerweile bereut der Tempelherr seinen Gang zum skrupellosen Patriarchen und erkennt nach langem, inneren Ringen, das folgerichtige und barmherzige Handeln Nathans. Aus den Aufzeichnungen des Klosterbruders geht hervor, das Recha einst als Kleinkind zu Nathan kam. Darüber hinaus stellt sich nun heraus, dass die jüdische erzogene Recha und der christliche Tempelherr Geschwister sind. Die Vorbehalte Nathans gegen eine Hochzeit lassen sich werden deutlich. Doch es kommt noch besser: Sie sind nicht nur Geschwister, sondern die Kinder Assads – des Bruders von Saladin – diese enge Verbindung und verwandtschaftlichen Verhältnisse stellen nochmals die unmittelbare Verbindung der christlichen, muslimischen und der jüdischen Religionsfamilien heraus: der Vorhang fällt.

Lessings Ringparabel – das Herzstück des Stückes

Das Herzstück des fünfköpfigen Dramas Nathan der Weise ist zweifelsohne die Ringparabel. Diese Parabel von den drei Ringen stellt den Schlüsseltext der Toleranzidee Nathans dar. Lessing entnahm dieser Parabel den Vorlagen Jan des Enikels Erzählungen von Saladins Tisch. Die Parabel gilt in diesem Stück als geschickte Reaktion auf eine gestellte Falle des Sultans. Dieser fragt Nathan nach der einzig wahren Religion. Nathan erkennt sofort: Ernennt er seine eigene Religion zur einzig wahren, handelt es sich um eine Beleidigung. Schmeichelt er dem Sultan und ernennt die muslimische Religion zur einzig wahren, muss er sich selbst fragen, was er denn für ein Jude sei. Er entschließt sich mit einer Parade, einem Gleichnis zu antworten. Ein Mann besitzt einen Ring. Der Ring besitzt die magische Eigenschaft, seinen Besitzer und Träger vor den Menschen und vor Gott angenehm zu machen.

Die magische Wirkung des Ringes

Doch besteht eine Voraussetzung: Der Besitzer und Träger muss die volle Zuversicht tragen. Diese Reglung wurde über viele Generationen vom Vater an den Sohn weitergegeben. Dieser Mann jedoch hat drei Söhne und möchte keinen seiner Söhne bevorzugen. Er lässt sich von einem bekannten Künstler erstklassige Duplikate des Ringes herstellen und vererbt jedem der Söhne einen Ring. Er lässt seine Söhne in dem Glauben, jeder hätte das Original am Finger. Als der Vater gestorben ist, gehen die Söhne vor Gericht, sie möchten klären lassen welcher der Ringe echt ist. Der Richter selbst sieht sich nicht im Stande, die Echtheit der Ringe zu ermitteln. Er erinnert wiederum an die Fähigkeit des Ringes, denn dieses Schmuckstück mache seinen Träger bei jedem Menschen beliebt. Ist bei keinem der Söhne dieser Effekt festzustellen, muss es sich bei allen drei Ringen um eine Fälschung handeln und der richtige Ring sei verloren gegangen. Der Richter gibt den Söhnen einen Rat mit auf den Weg. Sie sollen alle drei ihre Ringe als Originale ansehen, denn der Vater habe alle drei Söhne gleich lieb gehabt. Er wollte keinen der Söhne begünstigen oder kränken. Andererseits habe er sich in der Pflicht wiedergefunden, die Familientradition weiterzugeben. Er rät den Söhnen dazu, sich zu bemühen, dass der Ring die eigentliche Wirkung herbeiführt und sie werden bei allen Menschen beliebt sind.

Unterschiede zur Boccaccio Geschichte

Im Vergleich zur Boccaccio Geschichte enthält die Parabel von Lessing einige Unterschiede, so enthält der Ring einen Opal, dem eine gewisse Heilkraft zugewiesen wurde. Dieser wird als Symbol für die Gnade Gottes angesehen. Diese Gnade Gottes trifft nur dann ein, wenn der Besitzer an diese glaubt. Die Mitwirkung des Trägers und des Besitzers ist in diesem Zusammenhang entscheidend. Der Vater kann nach der Herstellung der Duplikate die Ringe nicht mehr voneinander unterscheiden und ist nahezu erleichtert, dass die visionäre Hoffnung aufrechterhalten bleibt. Der Vater kann nun seine drei Söhne zufrieden stellen. So malt Lessing im Vergleich zur Geschichte den Streit der Söhne um ein Vielfaches anschaulicher mannigfaltiger aus, um die Problematik nochmals zu verdeutlichen. Auch den Richter gibt es in der Geschichte noch nicht. Die eigentliche Wunderwirkung wird in der Parabel aus der Zuständigkeit des Besitzers abgeleitet.

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