Streuselschnecke – Inhaltsangabe | Zusammenfassung – Julia Franck

Kurze Inhaltsangabe zu Streuselschnecke

Zugegebenermaßen ist der Titel recht ungewöhnlich: Streuselschnecke ist eine Kurzgeschichte von der Autorin Julia Franck. Sie thematisiert in ihrem Text die Liebe einer Tochter zu ihrem Vater. Diese Tochter sein 14-jähriges Mädchen. Die Welt liegt ihr nach der Trennung von ihrer Mutter nicht gerade zu Füßen. Doch hat sie die Gelegenheit, ihren Vater zum ersten Mal kennen zu lernen. Leider hat das Schicksal Gewalt über das Leben genommen. Der Vater ist sehr krank und wird noch im Laufe der Geschichte sterben.

Ausführliche Zusammenfassung von Streuselschnecke

Die Tragik einer späten Liebe

Die Protagonistin trifft in Deutschlands Hauptstadt Berlin auf ihren Vater und geht mit ihm gemeinsam aus. Er stellt ihr seine Freunde vor und sie besucht ihn mehr als ein Mal auf der Arbeit. Zwei Jahre später setzt die Kurzgeschichte wieder ein, und die Tochter besucht ihren Vater ein zweites Mal. Die Situation sieht jetzt etwas anders aus, der Vater ist schwer erkrankt. Die Tochter hat sich vorgenommen, ihrem Vater jeden Wunsch zu erfüllen. Er jedoch einen ganz außergewöhnlichen Wunsch und fragt nach einer Streuselschnecke. Daraufhin stirbt der Vater an seiner Krankheit. Die Tochter kommt zu seinee Beerdigung. Ihre Mutter zieht es vor, der Beerdigung nicht beizuwohnen.

Das erste Treffen zwischen zwei Fremden in Berlin

Die Kurzgeschichte setzt ganz ungewöhnlich ein, denn die Autorin zieht vor, uns Leser etwas in die Irre zu führen. Es wird nicht sofort klar, dass es sich bei dem Mann um den Vater der Tochter handelt. Es könnte genauso gut auch ihr neuer Freund sein. So gehen beide ins Kino, er stellt ihr seine Freunde vor. „Der Mann nannte seinen Namen, sagte mir, er lebe in Berlin, und fragte, ob ich ihn kennen lernen wolle.“ An dieser Stelle ist nicht von dem Vater die Rede, nur von einem fremden Mann, der sich mit der Vierzehnjährigen treffen will. Die nächste Information widmet sich dem sozialen Background des Mädchens, die nun nicht mehr gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer Schwester lebt, sondern bei Freunden in Berlin untergekommen ist. Der Grund für die räumliche Trennung von der Mutter und der Schwester wird jedoch nicht eingehend erläutert.

Bei dem ersten Treffen tritt besagter Mann in Jeans, Jacke und Hose auf. Gemeinsam gehen sie ins Café Richter, das sich am Hindemithplatz befindet. Für ihr erstes Treffen entscheiden sich, beide ins Kino zu gehen und einen Film von Romer zu sehen. Alles erinnert an dieser Stelle noch nach ein unvergängliches Date mit ungewissem Ausgang. Der Mann wird als schüchtern, aber nicht unsympathisch beschrieben. Dann folgen weitere Treffen auf der Arbeit des Mannes. An dieser Stelle dürfte sich der Leser wundern, warum das Mädchen einen »fremden« Mann auf der Arbeit besucht. Einen ersten Wink der Vertrautheit gibt die Äußerung „Ich ahnte, was das Lächeln verriet.“ An dieser Stelle könnte der Leser annehmen, dass das Mädchen mehr weiß und den Mann eigentlich näher kennt. Der Mann lebt vom Schreiben und führt Regie bei einigen Filmen.

Die Unwissenheit des Lesers

Im nächsten Sinnesabschnitt ist davon die Rede, dass sich das Mädchen fragt, ob es den Mann auch nach Geld fragen könne. Doch der innere Monolog wird abgewendet, sie könne für sich selbst sorgen. Eine doch recht fragwürdige Situation mit gerade einmal 14 Jahren. Im nächsten Schritt kann der Leser nachvollziehen, dass das Mädchen schon jetzt mit sich und ihrem Schicksal hadert. Sie stellt sich vor, einmal als Kellnerin zu arbeiten, um aus ihrem Leben etwas zu machen. Dieser Gedankengang orientiert sich an dem Job und dem Vorbild des Mannes.

Das schwere Schicksal des Vaters

Es folgt ein zeitlicher Umbruch zwei Jahren. In der Zwischenzeit ist der Vater erkrankt, und erzählt dem Mädchen, er würde bald sterben. Er befindet sich im Krankenhaus und, auch wenn sich beide noch nicht gut genug kennen, offenbart er dem Mädchen seine Ängste. Er habe Angst vor dem Tod und möchte diesen so schnell wie möglich hinter sich bringen. An diesem Grund kann man nachvollziehen, dass das Mädchen Mitleid verspürt und ihm unbedingt helfen möchte. Er wiederum hat keinen anderen Wunsch als Morphium.

Im nächsten Schritt erfährt der Leser wieder mehr über das Mädchen. Sie hat angeblich Freunde, die sich mit Drogen auskennen. Wahrscheinlich ist das Mädchen bereits in das falsche Milieu hineingeraten. Ob aus privatem oder familiärem Hintergrund, das erfährt der Leser nicht. Morphium möchte und kann sie dem Mann nicht besorgen. Sie fragt ihn, was ein Wunsch wäre. Er selbst besinnt sich in seiner schwersten Zeit nun auf die einfachsten Dinge des Lebens und möchte eine Streuselschnecke. Sie geht nach Hause und backt ihm zwei Bleche frisch duftende Streuselschnecken. Dieser Kuchen aus ihren Händen lässt sich in gleich mehrere Richtungen deuten. Zum einen ist es der einfache und hausgemachte Kuchen seiner Tochter und vielleicht die Erinnerung und der Wunsch nach einem gemeinsamen Leben. Etwaiges äußert er auch in der Kurzgeschichte. So hätte er gern mit ihr gelebt. Vermutlich lenkt der Duft und die Frische des Kuchens ihn von dem eigenen Leid und Schicksal ab – zumindest für einen Augenblick.

Die Streuselschnecke nimmt ein trauriges Ende

Diese Kurzgeschichte endet traurig mit dem Begräbnis des Mannes, an dem das Mädchen und die Schwester teilnehmen. Erst an diesem Punkt erfährt ein Leser, dass es sich um den Vater handelt. An dieser Stelle tritt auch die Schwester auf. Der Leser erfährt, dass die Mutter nicht an der Beerdigung teilnimmt und das auch nur, weil sie den Vater wahrscheinlich noch weniger als das Mädchen kannte und ihn weniger liebte. An diesem Punkt ist davon auszugehen, dass ein inniges Gefühl und eine Bindung zwischen Vater und Tochter im Zuge der gemeinsamen Jahre und der wenigen Treffen entwickelt haben.

Die typischen Merkmale der Kurzgeschichte

Diese Kurzgeschichte ist voller typischer Merkmale dieser Gattung. So treten die Hauptfiguren zwar auf, bleiben jedoch über die gesamte Geschichte hinweg anonym. Dem Leser wird so die Möglichkeit gegeben, die eigenen Ängste und Empfindungen sowie Bedürfnisse in die Figuren zu projizieren. Darüber hinaus geht es in einen unmittelbaren Einstieg direkt in die Handlung hinein, die bis zum Ende hin linear verläuft. Das Verhältnis zwischen beiden wandelt sich von der Fremde bis hin zum Vertrauten. Auch wenn die Beziehung auf den ersten Blick nur sehr langsam wächst, scheint die Liebe zwischen beiden immer inniger zu werden. Vermutlich ist gerade die Tochter offen für solche Gefühle, da sie sich erst kürzlich dazu entschlossen hat, nicht mehr bei der Mutter und der Schwester zu leben. Gerade in einem so chaotischen Alter wie mit 14 Jahren ist das Mädchen offen für die Bekanntschaft ihres Vaters und muss dennoch mit einem schweren Schicksalsschlag umgehen. Dank der Autorin Julia bietet sich ein direkter Einblick in die Seele und in die Gedankenwelt des Mädchens, die in ihrer schwierigsten Lebensphase auf ihren Vater trifft, ihre Liebe zu ihrem Vater entdeckt und dann Abschied nehmen muss.

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