Aufklärung
Inhaltsverzeichnis
Immanuel Kant wurde in der Zeit der Aufklärung geboren und war damals der „Vorzeigephilosoph“ der Bewegung. Von ihm stammt auch das bekannteste Zitat dieser Zeit: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“. Unmündigkeit definiert er dabei als das „Unvermögen sich des eigenen Verstandes zu bedienen“ und selbstverschuldet ist diese
Kants Menschenbild
Kant sagt, man kann den Menschen von zwei Standpunkten aus beobachten und man erhält zwei verschiedene Menschenbilder. Der eine Teil ist die simple Existenz des Körpers als Materie. Auf dieser Ebene ist der Mensch dem Tier komplett gleich und hier ist der Ansatzpunkt für Wissenschaften, die Sinnesreize und anderes erforschen können.
Der zweite Teil ist weniger greifbar, der „Gegenstand“ der Seele. Die Seele oder Moral ist kein Gegenstand der Wissenschaft, denn man kann wohl schlecht unterm Mikroskop erkennen ob eine Entscheidung gut oder schlecht war.
Nach seiner Ansicht muss man die Gültigkeit von moralischen Normen also anders erklären. Er macht es sich dabei selbst schwierig, weil die Vernunft zwar Gegenstand seiner Forschung ist, er aber vorher sagt, dass sie kein Thema der Wissenschaft wäre.
Moral in Abgrenzung zu Religion und Trieben
Kant stellt drei Grundsätze zur Moralphilosophie auf, die nebenbei andere Ansätze ausschließen. Der erste beinhaltet, dass jedes moralisches Gesetz absolut Notwendig sein muss, weil es auf Grund einer Verbindlichkeit gelten soll. Weiterhin sagt er, dass der Grund dafür dass etwas verbindlich ist in der Vernunft an sich liegt. Diese reine Vernunft untersucht was ist und formuliert diese Gesetze der Freiheit.
Die Folge die Kant daraus zieht ist, dass jede andere Vorschrift, die nicht absolut notwendig ist, sondern aus Erfahrungen entstanden ist, kein moralisches Gesetz sein kann.
Wenn er also sagt, dass moralische Gesetze aus der reinen Vernunft entstanden sind, so ist die Vernunft autonom (sie macht also selbst Gesetze) und steht damit göttlichen Geboten und natürlichen Trieben entgegen. Die göttlichen Gebote sind nicht durch die Vernunft einsehbar oder begründbar und die natürlichen Triebe gründen nicht auf Vernunft, sondern auf der Sinnlichkeit (siehe Menschenbild!). So hebt Kant den Menschen auch von der Menge der Tiere ab.
Tiere haben nach Kant Triebfedern. Natürliche Triebe wie Hunger, Durst,… die sie antreiben eine bestimmte Handlung zu tätigen oder zu unterlassen. Der Mensch hat allerdings über die Triebfeder hinaus noch Maximen. Maximen sind Handlungsregeln, die sich der Mensch selbst setzen kann. Diese Maximen sind begründet in der Vernunft und deshalb haben die Tiere sie auch nicht.
Ein Beispiel für eine Maxime wäre: „Ich möchte in meinem Leben möglichst viel Geld verdienen“. Diese Maxime gründet nicht auf irgendeinem Impuls wie Hunger, sondern ist eine Entscheidung der Vernunft. Nach dieser Entscheidungsregel würde also ein Mensch in jeder Situation handeln.
Der gute Wille
Nach Kant strebt alles dem guten Willen zu. Dieser gute Wille ist ein unbedingtes Gut, das einzige welches absolut und ohne jede Einschränkung gut ist.
Dies beweist Kant indem er überprüft, ob es andere Güter gibt die uneingeschränkt gut sein könnten. Mut zum Beispiel wird im Allgemeinen als gut bezeichnet kann aber auch mit bösem Willen zu Raub oder Mord führen, wofür man eben auch Mut braucht. Ebenso steht es mit den Glücksgaben wie Macht, Reichtum oder Gesundheit. Reichtum gilt bei den meisten als erstrebenswert kann aber auch zum übertriebenen Luxus führen. An der Gesundheit kann man einen Kritikpunkt der kantschen Ethik festmachen, da es schwer vorstellbar ist, dass Gesundheit etwas schlechtes ist.
Hier kritisiert Kant die aristotelische Ethik indem er sagt, dass es keine Kardinaltugenden gibt, die uneingeschränkt als gut gelten können. Der gute Wille ist seine Voraussetzung.
Die Konsequenz daraus ist, dass der gute Wille nicht nach seinen Folgen beurteilt werden darf. Er ist an sich und von außen schlichtweg gut. Dabei stellt sich ein Problem auf. Ein guter Wille wäre auch gut, wenn er nichts bewirkt.
Hier stellt sich Kant dem Utilitarismus entgegen, der eine Handlung nach den Folgen beurteilt. Selbst wenn eine Handlung keine oder schlechte Folgen hat, kann sie als moralisch gut beurteilt werden, wenn der Wille gut war. So kommt man von der Folgen- zur Sollensethik.
Der kategorische Imperativ
Formeln des kategorischen Imperativs
Kant hat zur Grundlegung seiner Ethik auch eine Regel formuliert, die den Menschen eine Möglichkeit zur Entscheidung geben soll, ob eine bestimmte Handlung moralisch gut oder schlecht ist. Dafür hat er den kategorischen Imperativ vorgesehen:
„Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ – Immanuel Kant
Diese Grundformel des kategorischen Imperativs leitet sich aus zwei Unterformeln her. Die erste ist die Formel des Naturgesetzes. Diese Formel zeigt die Unbedingtheit und absolute Notwendigkeit der Grundformel. Sie bezieht den kategorischen Imperativ auf die gesamte Menschheit, sodass niemand ausgelassen wird. Die Formel des Naturgesetzes lautet:
„Handle so, als ob die Maxime deiner Handlung durch deinen Willen zum allgemeinen Naturgesetz werden solle.“ – Immanuel Kant
Der zweite Teil ist die Formel des Zweckes an sich selbst. Sie beschreibt wie eine Handlung ausgeführt werden soll. Sie ist ein wenig kompliziert in der Handhabung und bedeutet etwa so viel, dass du immer etwas für den Menschen erreichen sollst den du mit deiner Handlung beeinflusst. Die Formel des Zweckes an sich selbst lautet:
„Handle so, dass du die Menschheit, sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden andern, jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.“ – Immanuel Kant
Der Moraltest
Der Moraltest liefert dem Menschen eine Möglichkeit bei bestimmten Situationen und moralischen Fragestellungen zu entscheiden, ob er eine Handlung ausführen oder unterlassen soll, je nach dem ob sie moralisch gut oder schlecht ist.
Der kantsche Moraltest gründet dabei auf der Grundformel des kategorischen Imperativs und lässt sich in fünf Schritte aufteilen:
Beispiel
Den kantschen Moraltest stelle ich nun an einem Beispiel einmal vor.
Beschreiben des moralischen Dilemmas (Tipp: Problem in der ich-Perspektive formulieren)
Ich gehe in einen Supermarkt und möchte mich mit Essen versorgen. Als mir auffällt, dass ich nicht genug Geld habe, entschließe ich mich dazu das Essen zu stehlen. Wenn ich aber mein Essen nicht bekomme muss ich stark Hungern oder sterben.
Formulieren einer Zweckrationalen Maxime (Tipp: Immer wenn…., dann…)
Immer wenn ich nicht genügend Geld dabei habe, werde ich stehlen.
Verallgemeinerungstest
Wie wäre es, wenn jeder stehlen würde, wenn er nicht genügend Geld hätte. Wenn jeder sofort stehlen würde, wären jegliche Preise sinnlos und niemand würde mehr auf ein hohes Einkommen abzielen, weil es ihm doch eh nur gestohlen werden würde. So würde die gesamte Menschheit ohne Eigentum sein.
Ergeben einer Denkmöglichkeit oder Denkunmöglichkeit
Wenn alle stehlen würden, gäb es irgendwann kein Eigentum mehr zum stehlen. Von daher ist
irgendwann stehlen schlichtweg nicht mehr möglich. Es ergibt sich eine Denkunmöglichkeit
Fazit für die Anwendung
Ich darf das Essen nicht stehlen, wenn ich nicht genügend Geld dabei habe.
Kritik und Probleme am kategorischen Imperativ
Der kategorische Imperativ bietet viele Ansatzpunkte um Kritik zu üben. Einer der deutlichsten ist das Problem der Verallgemeinerung. Die Frage ist, wie weit man eine Verallgemeinerung treiben kann oder darf. Das gerade im Beispiel beschriebene Problem könnte ich auch so verallgemeinern: Immer wenn ich Essen klauen kann statt zu sterben, klaue ich das Essen. Und hier könnte man aus moralischer Sicht zu einem anderen Urteil kommen. Würden alle sterben statt Essen zu klauen, gäb es irgendwann keine Menschen mehr. Folge: Denkunmöglichkeit und moralische Richtigkeit des Diebstahls.
Weiterhin kann es auch Situationen geben, in denen Kants Handlungsregeln Probleme bekommen. So das Beispiel aus dem Unterricht mit dem Freund der vor einem Verbrecher flieht und dich fragt, ob er sich bei dir verstecken kann. Was mache ich nun, wenn der Verfolger klopft und fragt, wo mein Freund ist. Darf ich nun lügen oder nicht? Nach Kant nicht, da sich dann eine Denkunmöglichkeit ergeben würde.
Die Denkunmöglichkeit oder Denkmöglichkeit stellt nebenbei noch einen sehr paradoxen und schlecht vorstellbaren Begriff dar. Darüber hinaus braucht auch die Entscheidungsfindung sehr lange. Zeit die man manchmal einfach nicht hat.
Die menschliche Würde
Immanuel Kant schreibt den Menschen eine Würde zu. Diese Würde hat für ihn keinen preislichen Wert, sondern ist sozusagen unbezahlbar und hat ihren Wert an sich selbst.
Begründet wird dies darüber, dass jedem Gegenstand auf der Welt ein Äquivalent gesetzt werden kann. So kann ein Apfel einen bestimmten Geldbetrag wert sein, oder ein Haus einen bestimmten anderen. Dem Menschen kann allerdings kein Äquivalent gesetzt werden, dass seinen Preis angeben würde. Da der Mensch keinen Marktpreis hat, hat er also eine unantastbare Würde.
Das hat mir bei meiner Prüfung sehr viel geholfen. Danke für den Beitrag!!!