Definition
Inhaltsverzeichnis
Die Inflation bedeutet die Zunahme der Verbraucherpreise. Eine Hyperinflation ist folglich eine drastische Zunahme von Verbraucherpreisen. Das Geld wird mehrfach durch die Notenbanken gedruckt und verliert durch die steigende Geldmenge an Wert, während die Gesamtgüterproduktion nicht mit ansteigt.
Ursachen der Hyperinflation von 1923
Während des Ersten Weltkriegs war die deutsche Reichsleitung davon überzeugt, dass sie den Krieg gewinnen konnten. Die finanziellen Investitionen für Waffen, Munitionen, Soldaten, Verpflegung, Transport und Logistik waren enorm. Die gesamten Rücklagen des Staates reichten allerdings nur für zwei Tagen aus; der Krieg dauerte aber vier Jahre. Während dieser Zeit druckte die Notenbanken enorme Banknoten aus, um den Krieg finanzieren zu können.
Nach der Kapitulation des Krieges war Deutschland gezwungen, den Versailler Vertrag zu unterzeichnen. In diesem Vertrag wurde festgelegt, dass Deutschland Reparationszahlungen an die Alliierten leisten musste. Aufgrund der Tilgungszahlungen, die nach dem Ersten Weltkrieg entstanden war, betätigte die Regierung mehrmals die Notenpresse, um die Schulden abzubezahlen. Außerdem musste die Regierung Kriegsanleihen an den Bürgern zurückzahlen, die verwundeten Soldaten versorgen sowie die Renten der Beamten bezahlen.
Durch verspätete Reparationszahlungen im Jahr 1924 besetzten die Franzosen das Ruhrgebiet. Es wurde in diesem Gebiet zum passiven Widerstand, zu Sabotage und Streik durch die Regierung aufgerufen. Hierfür bekamen die Streikenden ihre Löhne weiter bezahlt. Die galoppierende Inflation wurde ab Juni 1923 zu einer Hyperinflation.
Auswirkungen
Durch die fortschreitende Geldentwertung, hatte sich die Versorgungslage der Bevölkerung laufend verschlechtert. Es wurde mehr Geld gedruckt als an Waren produziert wurden. Die Preise für Waren und Dienstleistungen konnten die Löhne und Gehälter nicht folgen. Hierdurch vergrößerte sich die Schere zwischen arm und reich erheblich. Ersparnisse wurden völlig entwertet sowie die Spargelder von Generationen vernichtet und die feste Erträge und Zinsen waren wertlos. Durch den Mangel an Kaufkraft verloren auch die Immobilien an Wert. Außerdem erfolgten die Lohnzahlungen täglich, da das Geld täglich bzw. stündlich an Wert verlor. In diesem Fall versuchte jeder das Bargeld in Sachwerte einzutauschen. Die Menschen bezahlten nicht mehr mit Scheinen, sondern in Bündeln. Im Nachhinein wurden aus diesen Bündeln, Schubkarren voller Geld.
Die untenstehende Tabelle zeigt die explodierende Geldabwertung innerhalb eines Jahres für bestimmte Produkte an:
09. Juni 1923: | 02. Dezember 1923: |
1 Ei: 800 Mark 1 Liter Milch: 1440 Mark 1 Kilo Kartoffeln: 5000 Mark 1 Straßenbahnfahrt: 600 Mark 1 Dollar: 100.000 Mark | 1 Ei: 320 Milliarden Mark 1 Liter Milch: 360 Milliarden Mark 1 Kilo Kartoffeln: 90 Milliarden Mark 1 Straßenbahnfahrt: 50 Milliarden Mark 1 Dollar: 4,21 Billionen Mark |
Verlierer der Hyperinflation
Die Verlierer waren hauptsächlich Gläubiger, Geldanleger bzw. Sparer, Banken sowie Bezieher von fixen Geldeinkünften (Gehälter und/oder Mieteinnahmen). Hierbei erhielten sie jeden Monat ihr fixes Gehalt, was nicht an die Inflation angepasst wurde und somit keinen Wert hatte. Diese Verlierer stellten „gutes“ Geld zur Verfügung bzw. leisteten Arbeit und erhielten dafür „schlechtes“ Geld.
Gewinner der Hyperinflation
Unter den Gewinner zählen die Schuldner, wie z. B. die Unternehmen, der Staat und Landwirte sowie die Sachvermögenbesitzer. Der Staat konnte seine Kriegsschulden mit der entwerteten Währung zurückzahlen sowie die Schuldner als auch die Unternehmen konnten mit dem Grundsatz „Mark = Mark“ deren aufgenommenen Kredite mit stabilen Kurs, durch entwertetes Geld zurückzahlen. Diese restlichen Tilgungszahlungen blieben gleich und verloren somit in der Inflation an Wert. Man konnte es einfach mit den erwirtschafteten Mittel begleichen. Außerdem bezahlten die Unternehmen mit schlechtem Geld die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter.
Ende der Hyperinflation
Im November 1923 wurde die neue Währung eingeführt, die sogenannte Rentenmark. Der Kurs für einen Dollar wurde auf 4,20 Rentenmark festgesetzt. Da aber ungenügend neue Rentenmarkenscheine zur Verfügung standen, waren noch bis Mitte 1924 wertbeständige Notgelder im Umlauf. Bei dieser Regelung wollte England die Reparationszahlungen dann endgültig festlegen, wenn die Währung stabil ist. Ab Oktober 1924 wurde die Reichsmark endgültig eingeführt und die alte Währung abgeschafft sowie die Notgelder mit entsorgt.
In dieser Zeit entwickelte der Amerikaner Charles Dawes eine Art Marshallplan. Der sogenannte „Dawes-Plan“ befasste sich mit der Leistungsfähigkeit Deutschlands für die Reparationszahlungen. Hierbei wurde festgelegt, wie hoch die Reparationszahlungen sein sollten, wenn die Wirtschaftslage Deutschlands sich verbessert hat. Die deutsche Wirtschaft erholte sich Mitte der 20er Jahre und wurde wieder zahlungsfähig. Die berühmten Goldenen 20er Jahre begannen.
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