Michael Kohlhaas – Inhaltsangabe | Zusammenfassung – Heinrich von Kleist

Kurze Inhaltsangabe von Michael Kohlhaas

Bei Michael Kohlhaas haben wir es mit einer Novelle aus der Feder von Heinrich von Kleist zu tun. Erste Fragmente sind 1808 in der Literaturzeitschrift Phöbus erschienen. Eine vollständige Form dieser Novelle erschien erst 1810 im Rahmen den Quants Kleist Erzählungen. Wir begeben uns mit dieser Erzählung zurück in das 16. Jahrhundert hin zum Pferdehändler Michael Kohlhaas. Ihm wurde Unrecht angetan und er entschied sich in der Folge für die Selbstjustiz. Heinrich von Kleist orientiert sich zweifelsohne bei diesem Werk an der historischen Figur von Hans Kohlhase.

Ausführliche Zusammenfassung von Michael Kohlhaas

Pferdehändler Kohlhaas erfährt Unrecht

Der Pferdehändler Michael Kohlhaas lebt in Brandenburg. Seine Aufgabe ist es, mit Versen, die verkauften Sachsen zu reiten. Direkt an der Burg des Junkers Wenzel von Tronka hält man ihn an und verlangt nach einem Passierschein. Doch ist er nicht im Besitz eines Passierscheins. Er ließ zwei seiner Pferde zurück als Pfand. In Dresden erfährt er dann von der Ungültigkeit eines Passierscheins, fährt zurück und muss feststellen, dass seine Pferde durch die harte Feldarbeit abgemagert sind. So haben für ihn nun keinen monetären Wert mehr. Er zögert nicht und geht gegen dieses Unrecht vor, indem er beim Kurfürsten von Sachsen Klage einreicht. Auf einen Besuch in der Familie von Tronka wird seine Klage jedoch abgewiesen. Immer wieder versucht sich Michael Kohlhaas, Gehör zu verschaffen, um für Gerechtigkeit zu sorgen, doch muss er mit dem Tod seiner Frau bezahlen.

Keine juristische Gerechtigkeit

Michael Kohlhaas muss feststellen, dass auf juristischem Wege keine Lösung zu erbringen ist. Spätestens mit dem Verlust und Tod seiner Frau sinnt Michael Kohlhaas auf einen Rachefeldzug gegen den Junker und seine Familie. Es folgt ein Überfall auf die Tronkenburg. Dabei werden alle Bewohner getötet. Als Einziger entkommt der Junker, der daraufhin Michael Kohlhaas verfolgt. Die Verfolgungsjagd geht bis hin zum Klosterstift Erlabrunn nach Wittenberg und lässt die Stadt mehrere Male anzünden. Übermittlungen zufolge lässt Michael Kohlhaas auch Leipzig anstecken. Infolgedessen hat Martin Luther Michael Kohlhaas in aller Öffentlichkeit verurteilt. Es kommt zu einem Gespräch zwischen den beiden Personen. Michael Kohlhaas berichtet Martin Luther, was ihm angetan wurde. Daraufhin lässt er eine Bittschrift aufsetzen. Mit dieser Bittschrift erhält Michael Kohlhaas freies Geleit bis nach Dresden und hat nun die Gelegenheit, erneut Klage am Gericht zu stellen.

Freies Geleit bis nach Dresden

Michael Kohlhaas ist es mittlerweile möglich, Dresden unter freiem Geleit zu erreichen. Doch haben sich die Reste seines Heeres einer zwielichtigen Person angeschlossen. Dem Anführer Johann Nagelschmidt. Er gibt überall vor, er wäre Statthalter und Vertrauter von Michael Kohlhaas. Dabei wollte Kohlhaas ihn selbst hängen lassen, da er seine Gräueltaten nicht vertreten konnte. Sein komplettes Heer leidet jedoch unter Amnestie und folgt Nagelschmidt. In der Folge ist es Kohlhaas möglich, den aufkeimenden Verdacht, er wurde gemeinsame Sache mit Nagelschmidt machen, zu entkräften. Unterdessen erreicht Kohlhaas eine Nachricht von Nagelschmidt: Er möchte Kohlhaas aus Dresden befreien. Doch steht dieser eigentlich unter Hausarrest. Ihm ist nicht erlaubt, Schriften zu verlassen. Die Botschaften und das Antwortschreiben von Kohlhaas erreichen auch die Behörden. Diese sehen in dieser Tat endlich einen Grund für seine Verhaftung.

Kohlhaas bekommt seinen Prozess

Der Kurfürst betreibt unterdessen die Sache von Kohlhaas. Er bietet ihm sogar einen neuen Prozess an, um gegen diese Unrichtigkeit vorzugehen. Infolge der Verurteilung wird der Junker endlich verurteilt. Doch auch Kohlhaas wird wegen Landfriedensbruch zum Tode verurteilen.

Kohlhass und die Zigeuner Prophezeiung

Dem Kurfürsten von Sachsen kommt es zu Ohren, dass Kohlhaas die Zigeuner Prophezeiung besitzt. In der Prophezeiung ist nicht nur der Name des letzten Kurfürsten enthalten, sondern auch das Datum seiner Amtszeit. Der Kurfürst von Sachsen möchte nun Kohlhaas diese Prophezeiung aus den Händen reißen, doch er kann tun was er will. Kohlhaas rückt nicht mit der Wahrheit raus. Erst auf dem Schafott nimmt Kohlhaas den Zettel und verschluckt ihn. Der Kurfürst kann nun alle seine Hoffnungen begraben, jemals von dem Datum und dem Ende seines Reiches zu erfahren.

Die politischen Hintergründe der Erzählung

Zweifelsohne ist dieses Stück voller Spannungen und Gegensätze, so wird Kohlhaas nicht zuletzt von seinen Kritikern als das moderne Don Quichotte bezeichnet. Um das Stück wirklich verstehen zu können, gilt es, einen Blick auf den politischen und historischen Hintergrund zu werfen. Die eigentliche Unzufriedenheit in Preußen sind um das Jahr 1800 auf die Misserfolge in der Außenpolitik und auf die undeutlichen Verhältnisse in der Innenpolitik zurückzuführen. So lebt der literarische Kohlhaas im frühen 16. Jahrhundert. In dieser Zeit scheint sich der absolutistische Staat etablieren zu wollen. Im Gegensatz hat jedoch das Denken des Mittelalters immer noch nicht an Bedeutung verloren. Das Prinzip der Selbsthilfe geht im absolutistischen Staat vollkommen verloren. Dies ist einer der deutlichsten Unterschiede zur mittelalterlichen Gesellschaft. Von diesem Standpunkt aus, ist anzunehmen, dass sich in Kleists Stück vor allen Dingen die politischen und gesellschaftlichen Ordnung und Rechtsvorstellungen aus dem Mittelalter und dem frühen Absolutismus gegenüberstehen. Diese beiden Weltanschauungen und Gesellschaftsordnungen tragen einen regelrechten Streit miteinander aus.

Die Parallelen zum geschichtlichen Kohlhase

Gehen wir wiederum auf den historischen Hintergrund zurück, ist davon auszugehen, dass Kleist gerade im 19. Jahrhundert mit seinen Erzählungen versucht, die Geschichte von Hans Kohlhase zu charakterisieren. Jedoch hatte er keinen Zugang zu den authentischen Untersuchungsakten aus dem Jahr 1539, sodass sich jede Menge Unterschiede zwischen den historischen und literarischen Protagonisten aufmachen. Hans Kohlhase lebte als Kaufmann im 16. Jahrhundert in Cölln an der Spree. Er machte sich 1532 auf eine Reise zur Leipziger Messe auf.

Auf dieser Reise nahm man ihm auf Befehl des Junkers Günther von Zaschwitz zwei seiner Pferde ab. Der Grund dafür: Kohlhase hätte sie gestohlen. Das juristische Vorgehen seinerseits blieb erfolglos. Es kam am 13. Mai 1533 zu Verhandlungen auf der Burg Düben. Der Konflikt konnte jedoch nicht beigelegt werden. Der Grund dafür war recht einfach: Der Ritter von Zaschwitz lebt zu diesem Zeitpunkt nicht mehr und seine Erben weigerten sich, Kohlhase eine Entschädigung zu zahlen. 1534 erklärte Kohlhase die Fede, woraufhin einige Häuser in Wittenberg brannten. Es folgten weitere Verbrechen, bis zwei 20. Mai 1540, als Kohlhase aufgegriffen und öffentlich hingerichtet wurde.

Kohlhaas’ immerwährender Rachefeldzug gerät aus den Fugen

So lassen sich in der Interpretation und Deutung dieses Werkes gleich mehrere Spannungsfelder feststellen, wie die Freiheit, die damit verbundene Unterdrückung, die Moral und das Verbrechen sowie die einflussreiche Oberschicht und niedrige, soziale Schichten. Darüber hinaus kommt es zur Ansprache des Machtmissbrauchs von Staatsämtern sowie der Rechtsrichtigkeit. In dem Protagonisten dieses Werkes wird dieser aufflammende Konflikt der verschiedenen Rechtsauffassungen immer wieder deutlich. Kohlhaas selbst konstatiert wiederum aufklärerische Gedanken, die einem Anachronismus gleichkommen. Der eigentliche Zeitpunkt der Erzählung in der Mitte des 16. Jahrhunderts liegt deutlich vor der Aufklärung und lässt die Vermutung aufkommen, dass Kleist seine eigene Epoche und die damit verbundene Problematik und Gedanken auf seine literarische Figur übertragen hat. Darüber hinaus charakterisiert er Kohlhaas’ immerwährende Forderung nach Gerechtigkeit, die wiederum auf verschiedene Art und Weise zum Ausdruck kommt. Der Wille der vehementen Einforderung von Gerechtigkeit wird erst nach dem brutalen Mord an seiner Frau in ihm deutlich. Er entscheidet sich für die Selbstjustiz und hält damit der Gesellschaft einen Spiegel vor. Im Zuge der fortführenden Handlung wird Kohlhaas maßlos und verliert sich im Racheakt gegen den Junker. Im Prinzip endet seine Rache in einem blutigen Feldzug auch gegen Personen, die nichts mit einem Konflikt zu tun haben. Dies mag ein Grund sein, warum Kohlhaas später auch den Schuldspruch und sein eigenes Todesurteil hingenommen hat.

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