Kurze Inhaltsangabe zu Woyzeck
Inhaltsverzeichnis
Georg Büchners Dramenfragment „Woyzeck“ handelt von dem Soldaten Franz Woyzeck, der sich, um seine Freundin Marie und das gemeinsame uneheliche Kind finanziell unterstützen zu können, zusätzlich zu der Tätigkeit für seinen Hauptmann für ärztliche Versuchszwecke hergibt. Woyzeck wird von dem Arzt neben dem physischen Missbrauch durch eine Erbsendiät auch psychisch ausgenutzt und gedemütigt. Als sich sowohl seine physische als auch psychische Konstitution immer weiter verschlechtern, findet er heraus, dass seine Freundin Marie eine Affäre mit dem Tambourmajor begonnen hat, woraufhin er Stimmen hört, die ihm die Ermordung Maries befehlen. Daraufhin kauft sich Woyzeck ein Messer und ersticht Marie unter wirren Ausrufen während eines gemeinsamen Spaziergangs am Ufer eines Sees. Büchners offenes Drama blieb nach seinem Tod im Jahre 1837 als Fragment zurück und erschien erstmals 1879 in überarbeiteter und veränderter Fassung. Die oftmals variierende Szenenabfolge dieser Inhaltsangabe bezieht sich auf die von Burghard Dedner herausgegebene Reclamausgabe aus dem Jahre 2005.
Ausführliche Inhaltsangabe zu Woyzeck von Georg Büchner
Szene 1:
Woyzeck schneidet mit seinem Kameraden Andres Stöcke im Gebüsch. Woyzeck verängstigt Andres mit seinen Halluzinationen: „Still! Es geht was! […] Es geht hinter mir, unter mir […] hohl, hörst du? […] Still, alles still, als wär die Welt tot.“
Szene 2
Marie schaut mit ihrem Kind und der Nachbarin Margreth dem Treiben des Zapfenstreichs zu. Woyzeck betritt den Raum und redet „geheimnisvoll“ auf Marie ein, die für seinen Zustand kein Verständnis aufbringen kann: „Der Mann! So vergeistert. Er hat sein Kind nicht angesehen. Er schnappt noch über mit seinen Gedanken.“
Szene 3
Woyzeck und Marie lauschen einem Budenschreier, der Tieren eine „viehische Vernunft“ bescheinigt und sie als die „unterst Stuf von menschliche Geschlecht“ bezeichnet. Ein Marktschreier in einer Bude spricht über ein Pferd: „Ja das ist kein viehdummes Individuum, das ist eine Person! Ein Mensch, ein tierischer Mensch und doch ein Vieh“. Der Unteroffizier und der Tambourmajor diskutieren derweil Maries weibliche Vorzüge.
Szene 4
Marie probiert die Ohrringe an, die ihr der Tambourmajor geschenkt hat. Woyzeck überrascht sie dabei und ist misstrauisch. Marie behauptet, die Ohrringe gefunden zu haben: „Ein Ohrringlein; hab´s gefunden […]. Bin ich ein Mensch [Hure]?“ Woyzeck gibt ihr Geld und geht.
Szene 5
Woyzeck rasiert seinen Hauptmann. Dieser weist ihn zurecht und demütigt ihn wegen seines unehelichen Kindes: „Langsam, Woyzeck, langsam […] er sieht immer so verhetzt aus […] Woyzeck, er hat keine Moral! […] Er hat ein Kind, ohne den Segen der Kirche […]“. Woyzeck bringt sein Unverständnis über die Welt zum Ausdruck: „Unsereins ist doch einmal unselig in der und der andern Welt, ich glaub wenn wir in den Himmel kämen, so müssten wir donnern helfen.“
Szene 6
Der Tambourmajor zeigt Marie deutlich sein Interesse. Diese gibt sich hin- und hergerissen, ist von der Erscheinung des Tambourmajors jedoch sichtlich beeindruckt: „Über die Brust wie ein Stier und ein Bart wie ein Löw .. so ist keiner .. Ich bin stolz vor allen Weibern.“
Szene 7
Woyzeck deutet Marie gegenüber seinen Verdacht über ihre Untreue an, diese jedoch streitet alles ab und behauptet, Woyzeck spreche „im Fieber“.
Szene 8
Woyzeck ist zur Untersuchung bei seinem Arzt, der ihn auf Erbsendiät gesetzt hat. Der Doktor weist Woyzeck für sein Verhalten zurecht – „er hat auf die Straße gepisst, an die Wand gepisst wie ein Hund“ – und betont die Bedeutung des Willen für die menschliche Freiheit: „Hab‘ ich nicht nachgewiesen, dass der Musculus constrictor versicae dem Willen unterworfen ist? Die Natur! Woyzeck, der Mensch ist frei, in dem Menschen verklärt sich die Individualität zur Freiheit.“ Woyzeck erzählt dem Doktor von seinen Visionen, dieser geht jedoch nicht auf ihn ein und betitelt ihn als „interessante[n] Casus“.
Szene 9
Der Hauptmann und der Doktor unterhalten sich über den gesundheitlichen Zustand des Hauptmanns. Woyzeck kommt hinzu und ist von den Andeutungen des Hauptmanns und Doktors, Marie habe eine Affäre mit dem Tambourmajoren, sehr getroffen.
Szene 10
Der Professor spricht am Dachfenster zu seinen Studenten im Hof über das Verhältnis des „Subjekts zum Objekt“. Woyzeck nimmt als Anschauungsobjekt an der Vorlesung teil. Der Doktor weist Woyzeck an, mit den Ohren zu wackeln und nimmt zur Kenntnis, dass Woyzeck durch die Erbsendiät stark abgenommen hat.
Szene 11
Woyzeck klärt seinen Kameraden Andres über seine innere Unruhe auf; dieser kann Woyzecks Ausführungen jedoch nicht nachvollziehen.
Szene 12
Woyzeck sieht Marie und den Tambourmajoren im Wirtshaus zusammen tanzen und ist von der Beobachtung geschockt.
Szene 13
Stimmen befehlen Woyzeck, Marie zu töten: „Lauter, lauter, stich, stich die Zickwolfin [Marie] tot? stich, stich die Zickwolfin tot. Soll ich? Muss ich?“
Szene 14
Woyzeck versucht Andres von den Stimmen, die ihm die Tötung Maries befehlen, zu erzählen, Andres reagiert jedoch nur im Halbschlaf auf ihn.
Szene 15
Woyzeck kämpft mit dem Tambourmajoren im Wirtshaus und verliert.
Szene 16
Woyzeck kauft sich im Laden eines Juden ein Messer, weil eine Pistole zu teuer ist.
Szene 17
Marie blättert vom schlechten Gewissen getrieben in der Bibel und denkt an Woyzeck: „Der Franz ist nit gekommen, gestern nit, heut nit, es wird heiß hie.“
Szene 18
Woyzeck teilt Andres mündlich sein Testament mit. Andres hält Woyzecks Zustand jedoch lediglich für eine Fiebererkrankung: „Franz, du kommst ins Lazarett. Armer du musst Schnaps trinken mit Pulver drin, das tödt das Fieber.“
Szene 19
Marie sitzt mit Mädchen vor ihrer Haustür und die Großmutter erzählt das Märchen vom Sterntaler als Anti-Märchen mit schlechtem Ende. Woyzeck fordert Marie auf, mit ihm zu kommen.
Szene 20
Marie teilt Woyzeck mehrfach ihren Wunsch nach Hause zu gehen mit, dieser überredet sie jedoch zu bleiben und macht Andeutungen über seinen bevorstehenden Mord: „Heiß, heißer Hurenatem […]. Du wirst vom Morgentau nicht frieren.“ Plötzlich sticht Woyzeck mit dem Messer mehrfach auf Marie ein: „Nimm das und das! Kannst du nicht sterben […]. Bist du tot? Tot! Tot!“
Szene 21
Als Woyzeck Menschen kommen hört, rennt er davon. Die Leute unterhalten sich.
Szene 22
Woyzeck tanzt im Wirtshaus. Ein Mädchen, Käthe, entdeckt Blut an seinen Händen. Woyzeck behauptet, sich geschnitten zu haben und läuft davon: „Meint Ihr ich hätt jemand umgebracht? Bin ich Mörder? Was gafft Ihr! Guckt euch selbst an. Platz da.“
Szene 23
Kinder unterhalten sich über den Leichenfund.
Szene 24
Woyzeck ist allein und führt ein Selbstgespräch. Er ist besorgt, dass ihn das Messer, das er bei Marie gelassen hat, als Mörder entlarven könnte: „Das Messer? Wo ist das Messer? Ich hab es da gelassen. Es verrät mich!“
Szene 25
Woyzeck wirft das Messer in einen Teich und geht selbst mit hinein, um sich zu waschen: „Bin ich noch blutig? ich muss mich waschen. Da ein Fleck und da noch einer.“
Szene 26
Ein Polizeidiener äußert sich erfreut über den Mord: „Ein guter Mord, ein echter Mord, ein schöner Mord, so schön als man ihn nur verlangen tun kann, wir haben schon lange so keinen gehabt.“
Szene 27
Maries und Woyzecks gemeinsames Kind sitzt bei dem Idioten Karl auf dem Schoß. Woyzeck verspricht dem Kind einen „Reuter“ (Gebäck). Karl läuft daraufhin mit dem Kind davon.
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