Die Revolution 1905/1906
Ausgangslage: Russland im 19 Jh.
Europäische Großmacht
Ordnungsmacht (neben F,Ö-U,E,Pr)
Politische Herrschaft: Autokratie (monarchisches Prinzip)
Zar vereint alle Gewalten Absoluter Herrscher
Staat ist zentral verwalteter Staat gestützt auf Militär und Kirche (Polizeistaat – Überwachung)
Russland <–> westl. Ausland mit ihren Verfassungs- und liberalen Ideen
Gesellschaft: Agrargesellschaft
Leibeigene arbeiten entweder für die Krone oder Adel (Abschaffung der Leibeigenschaft bereits im 19Jh)
Bürgertum (Kaufleute) keine Bedeutung weder politisch noch zahlenmäßig
Inteligenzjia Gebildetet aus allen Schichten
Russland <–> westl Ausland: Nationalbewusstsein, keine Vielvölkerstaaten, bedeutende Rolle des Bürgertums
Autokratie
Russische Revolution 1905 Ursprung:
Inhaltsverzeichnis
Krimkrieg 1853-1856 Russland gegen Osmanisches Reich (F,GB,Ö)
Militärisch und wirtschaftliche unterlegen
Führungsschwäche, Korruption, Unfähigkeit der russ. Industrie (Nachschub und Ausrüstung für die Armee nicht gewährleistet
Bauernbefreiung 19.02.1861
Bauern waren weiterhin wirtschaftlich von Gemeinde abhängig zugeteilte Landnutzung
Keine Verfügung über das eigene Land
Keine freie Berufswahl
Kleine Landflächen aber hohe finanzielle Belastung
Unzulängliche Reformmaßnahmen des Staates
Ab 1860er Jahre „Modernisierung von Oben“
Staatsbetriebe, finanzielle Hilfe, hohe Importzölle, Regierungsbanken für Kredite
forcierte Industrialisierung – gescheitert
Missernten/Notstand
1891, 1892, 1897, 1902 – 30-40 Mio. Bauern betroffen / Existenznot
Niederlage Russlands im Russisch-Japanischen Krieg 1905
Vollständiger Verlust der russischen Seeflotte (Seeschlacht Tsushima 14/15.05.1905)
Autoritätsverlust des zaristischen Regimes im Inneren und nach außen hin Prestigeverlust
Wirtschaft verschlechterte sich gleichzeitig, hohe Arbeitslosigkeit / Exportmarkt bricht zusammen
Viele versch Gruppen lehnen das Zarenregime ab und beginnen Autonomiebestrebungen
Adlige Liberale, Land begehrende Bauern, soz. Arbeiterbew. Fremdvölker
Vorgehen des Staates gegen Opposition und Streiks, Unruhen und Demos
Russische Revolution 1905 Auslöser:
Blutsonntag 09.01.1905
Hunderttausende Arbeiter gingen ins Stadtzentrum mit Bittschriften und forderten:
Bürgerliche Opposition/liberale: pol. Beteiligung, konstitutionelle Reg.
Bauern: Grundrechte und Bodenreform
Arbeiter: gerechtere Löhne, bessere Arbeitsbed. Grundrechte, Ende des Krieges, Verwaltungsreform (Bürokratie)
Minderheiten: Abwehr von Russifizierungspolitik
- Höhepunkt von Konflikt zwischen Staat und Gesellschaft
- Staat benutzt Militär – Soldaten bekommen Panik bei den Massen
- eröffnen das Feuer 200 Tote
Zar Nikolaus II ist gezwungen zu handeln: Oktober Manifest 17.10.1905 in Aussicht gestellt
Kein Gesetzt ohne Genehmigung der Reichsduma
Grundrechte
Parlament, allgemeine Wahl (Duma)
Erste Schritte zur Gewaltenteilung
Scheinkonstitionalität
Realität:
Versammlungs- und Meinungsfreiheit war eingeschränkt
Abgeordnete besaßen keine Immunität
Gesetzgebungsrecht der Duma war an die Unterschrift des Zaren gebunden
Zar und Regierung konnten Gesetze erlassen und erst nachträglich dem Parlament zur Genehmigung vorlegen
Regierung war nur dem Zaren verantwortlich – kein weiteres Kontrollorgan
Armee und Außenpolitik blieben in der Verantwortung des Zaren
Zar hatte das Recht den Notstand auszurufen inne
Duma
Mehrheit stand in Opposition zur Regierung
Konstitionellen Demokraten wollten:
Russland in eine parlamentarische Monarchie umwandeln
Rechtstaatliche Prinzipien
Agrafrage durch Enteignung zugunsten der Bauern lösen
Nikolaus II wollte keine derart einschneidenden Veränderungen
Duma Nov 1906 aufgelöst
Ein halbes Jahr später wurde die erneut gewählte
Duma wieder aufgelöst und einige Mitglieder
wurden nach Sibirien verbannt
Ein neues Wahlgesetz schloss den größten Teil der
Bevölkerung aus und sicherte dem Zar so eine konservative Mehrheit
Folgen der Revolution
Keine grundlegende Umgestaltung der sozialen und wirtschaftlichen Strukturen
Zar und Regierung waren sich bewusst, dass die Bauern die wichtigste Stütze der Autokratie waren
Ziel: Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Bauern und die Schaffung eines bäuerlichen Mittelstandes
Gesetzgebungswerk (1906-1911): Staatsschulden der Bauern gestrichen
Austritt aus Dorfkommunen genehmigt
Das von den Bauern bewirtschaftete Land sollte zu ihrem Eigentum werden
Flurbereinugung sollte Bodenzersplitterung abschaffen
- sehr langsam voranschreitende Reform
1913 waren erst 10% des bäuerlichen Gesamtbesitzes „lebensfähig“ bzw. rentabel
- Neues Land in Sibirien, Zentralasien und Kaukasien gewonnen und besiedeln um den „Landhunger“ zu stillen – Durch das Bevölkerungswachstum konnte dieser aber dennoch nicht nachhaltig aufgefangen werden
1906-1915 fanden 2 Mio. Bauern eine neue Existenz als Siedler
Revolution von 1905 endete mit einer nahezu vollständigen Niederlage der reformbereiten Kräfte die Russlands Anschluss an den Westen anstrebten. Profitiert haben davon nicht die Bauern oder der Zar, sondern nur die radikalen Gruppen, die den Sturz des Zarismus und des alten System vorantreiben.