Dialoganalyse
Inhaltsverzeichnis
Gliederung eines Gesprächs
Das Vorgehen bei einer Dialoganalyse
Das Schreiben einer Dialoganalyse
Gliederung / Aufbau eines Gesprächs:
Die zwei Ebenen eines Gesprächs
A) Die Ebene der Äußerungseinheiten
1. Makroebene (Gesprächsphasen)
2. Mittlere Ebene
3.Mikroebene
B) Die Handlungsebene
Die Ebene der Äußerungseinheiten: Makroebene
Gesprächseröffnung:
Begrüßung, Überleitung zur Gesprächsmitte durch Einführung des Themas
Gesprächsmitte (Kernphase):
Entfaltung der Hauptthemen
hohe Komplexität
Konversationsmaximen (Grice) sind besonders entscheidend für das Gelingen einer Konversation
kann in Teilphasen gegliedert werden
Gesprächsbeendigung:
durch den Verlauf der Gesprächsmitte geprägt
muss durch die Initiative eines oder mehrerer Gesprächspartner eingeleitet werden
Voraussetzung: Einverständnis, dass die Behandlung der Gesprächsthemen abgeschlossen worden ist
Gesprächsränder:
Nebenthemen
Die Ebene der Äußerungseinheiten: Mittlere Ebene
Gesprächsschritt (turn):
Grundeinheit eines Dialoges
Ende eines Gesprächsschritt muss markiert sein, damit der Wechsel reibungslos, ohne Überlappen ablaufen kann
Unterscheidung zwischen initiierenden und respondierenden Schritten
Sprecherwechsel (turn-talking):
Wechsel der Sprechperspektive
Initiierung und Akzeptierung des Sprecherwechsels sind grundlegende Verpflichtungen der Geprächspartner (kooperatives Prinzip)
3 Möglichkeiten des Sprecherwechsels:
1. Selbsselektion
2. Gegenwärtiger wählt Nächsten
3. Gesprächsleiter wählt Nächsten
Im Zweiergespräch können folgende Wechsel auftreten:
1. Wechsel nach Unterbrechung
2. „glatter“ Wechsel
3. Wechsel nach Pause
Entscheidung über die Art des Wechsels ist schwer zu treffen
Faktoren von denen der Sprecherwechsel abhängt:
– Art der Sprechsituation
– soziale Status der Teilnehmer
– Organisation des Gespräches
Gesprächskohärenz:
gemeinsame Basis der Gesprächspartner: Kooperationsprinzip
Sprechakt:
kleinste kommunikative Handlungseinheit
ist Teil von Gesprächsschritten oder mit diesen identisch
Back-channel-behavior:
Hörersignale (Kontaktsignale)
Rückmeldungspartikel, um das Gespräch zu stabilisieren
z.B. Aufmerksamkeitsversicherung
auch spontane Kommentarschritte (Einstellungsrückgaben)
out of turn:
Tätigkeit, bei der nicht beansprucht wird, die Sprecherrolle zu übernehmen
claiming of the turn:
gesprächsbeanspruchende Verhalten eines Hörers
Gesprächsbeitrag:
Verbindung von Gesprächsschritt und Hörersignal
Die Ebene der Äußerungseinheiten: Mikroebene
sprachaktinterne Elemente z.B. syntaktische, lexikalische, etc. Struktur
Die Handlungsebene
Die Versucht die Ebene der Äußerungseinheiten in ihrer jeweiligen Funktion für die damit ausgeführte Gesprächshandlung zu deuten
Sprecher und Hörer orientieren sich an expliziten Gesprächsakten, besonders aber auch am impliziten Gesprächsverhalten des Partners
bei einem Mehr-Personen-Gespräch:
Berücksichtigung von Mimik, Gestik, Körper-, Kopf-, und Blickzuwendung
Diese Zeichen können ihrer Funktion nach unterschieden werden:
1. Expression
2. Ersetzung oder Ergänzung sprachlicher
Zeichen (z.B. Kopfnicken)
3. Aufforderung zu Aktion und zu Gesprächs-
tätigkeit wie Zuhören oder Gesprächs-
schrittübernahme, damit auch:
4. Gesprächsorganisation
Gesprächsakte bestimmen nachfolgende Akte
-> Sprecher steuert den Gesprächsverlauf
-> üben einen Zwang aus, dass bestimmte Akte vollzogen werden (z.B. Beendigung eines Gesprächs)
Kategorie, um zu ermitteln wie Gesprächsakte durch ihre Vorgängerakte bestimmt sind ist die Responsivität:
responsiv (der Antwortende geht auf die Intention und den Inhalt des initiierenden Zuges ein)
teil-responsiv (er isoliert einen Teil des Inhalts und geht nur darauf ein)
nonresponisv (er geht weder auf den Inhalt noch auf die Intention ein)
Vorgehen bei einer Dialoganalyse:
präanalystische Abklärungen:
Grundangaben ( Anzahl der Gesprächspartner, Ort, Verhältnis der Gesprächspartner, etc.)
Reflexion der Ziele der Analyse
Hypothesen über den Sinn des Gesprächs:
allgemeine Hypothese (übergeordnetes Gesprächsziel)
Detailhypothese ( Besonderheiten und Auffälligkeiten des Gesprächs)
Ebene des Gesprächschritts (Distributionsanalyse):
Wer spricht wie häufig und wie lange? Wer spricht wie oft mit wem?
Ebene der Gesprächssequenz:
Wer übernimmt nach wem wie oft einen Gesprächsschritt? Wie ist die Verteilung von Selbstwahl und Fremdwahl (wer von wem wie oft)?
Handlungsebene:
Unterscheidung, ob das vorliegende Gespräch ein vollständiges Gespräch oder nur einen Ausschnitt darstellt
vollständiges Gespräch
-> Analyse der rituellen Phasen der Eröffnung und der Beendigung
-> Abgrenzung von der Kernphase
In welchem Umfang stehen die Phasen zu einenander?
Wie ist ihr Umfang?
Durch welche Verfahren konstituieren die Gesprächspartner diese Phasen?
Analyse der Kernphase:
Welche rituellen Sequenzen treten auf?
Welche Zusammenhänge bestehen zwischen Kernphasen und rituellen Phasen (Eröffnung, Beendigung) ?
Welche Gesprächsakte können erkannt werden? Wer führt gegenüber wem welche Gesprächsakttypen aus?
Wessen Gesprächsakte sind wem gegenüber wie oft und in welcher Weise determinierend und wie antworten die Adressaten darauf (in welcher Weise responisv) ? Wie wird wiederum dieses Antwortverhalten bewertet und beantwortet?
Wo tauchen „kritische“ Momente (Sach- oder Beziehungskonflikte) auf? Gibt es auffällige Unterbrechungen oder Pausen?
Alle diese Ergebnisse müssen wiederum auf das Thema bezogen werden.
Zusammenfassung der Ergebnisse und ein Vergleich mit den anfangs aufgestellten Hypothesen
Das Schreiben einer Dialoganalyse
Einleitung:
Information zu Autor, Titel, Erscheinungsjahr, ggf. Entstehungskontext, Thema
Ggf. Einordnung der Dramenszene in den Handlungskontext
Hypothesen über den Sinn des Gesprächs:
a) Welches allgemeine Gesprächsziel wird verfolgt?
b) Welche Besonderheiten werden verfolgt?
Hauptteil:
knapper Inhaltüberblick
Ebene des Gesprächsschritt
Ebene der Gesprächssequenz
Handlungsebene
Schluss:
Zusammenfassung der Ergebnisse
Überprüfung der anfangs gestellten Hypothesen