Analyse Faust 1 Johann Wolfgang von Goethe
1. Analysieren Sie die Szene.
Beachten Sie dabei insbesondere das hier entworfene Weltbild sowie das Menschenbild des Mephistopheles und das Gottes.
Zeigen Sie an selbst gewählten Textstellen, inwieweit die jeweiligen Menschenbilder in der Figur Faust realisiert sind.
Die Szene „Prolog in Himmel“ aus der Tragödie „Faust I“ von Johann Wolfgang von Goethe geschrieben, handelt im ersten Teil von den drei Erzengeln, die die Schöpfung des Herrn loben, und im zweiten über ein Gespräch zwischen dem Herrn und Mephistopheles, die sich von den Menschen ein Bild machen.
Sie gehört zu einem der drei Eingangsmonologe, die vor die beginnende Handlung gestellt sind.
Zuerst beschreibt der Erzengel Raphael, wie die Planeten entstanden sind. Dann erklärt Gabriel ebenfalls ein Erzengel, dass die Erde mit den wechselnden Tageszeiten und dem Meer schön sei. Der dritte von ihnen erzählt von Unwettern auf der erde. Dennoch gefällt den drei Erzengeln die Schöpfung ihres Herrn sehr gut.
Weiterhin beschwert sich Mephistopheles bei Gott. Er empfindet, dass es die Menschen auf der Erde schwer haben und dass sie es einfacher hätten, wenn Gott ihnen keinen Glauben gegeben hätte.
Daraufhin fragt der Herr ihn, ob er sich immer nur beschweren könne und er sagt dazu, dass ihm die Erde nicht gefalle. Nun kommen sie auf Faust zu sprechen. Mephistopheles meint , dass Faust unbefriedigt und ruhelos sei und der Herr erklärt, dass er Faust bald helfen werde.
Beide führen diese Diskussion weiter. Mephistopheles möchte Faust verführen und glaubt, dass er es schaffen werde. Der Herr dagegen erwidert, dass er keine Chance habe, es aber trotzdem versuchen könne. Daraufhin beschreibt er den Fehler der Menschen, den er sieht, nämlich die Faulheit. Die verschiedenen Aussagen der beiden Diskussionspartner soll am Beispiel von Faust gezeigt werden. Das Menschenbild des Herrn oder des Mephistopheles soll an ihm bewiesen werden, denn nur einer kann diese Wette gewinnen.
Zum Schluss erzählt Mephistopheles, dass er es sich nicht mit Gott verscherzen möchte, da er sehr mächtig sei. Er ist gerührt, dass der Herr sich mit ihm unterhält.
Die Szene kann in drei Abschnitte gegliedert werden. Der erste Teil (Vers 243-270) handelt von den drei Erzengeln, der zweite (Vers 271-298) von der Anklage Mephistopheles an den Herrn über die Erde und der dritte (Vers 299-354) befasst sich mit den verschiedenen Menschenbildern, die an Faust überprüft werden sollen, das des Herrn und des Teufels.
Die Szene davor beinhaltet die Ansprüche, die an ein Theaterstück gestellt werden und die Vorstellungen, die das Publikum davon hat.
Danach wird Faust dargestellt, der in einer Erkenntniskrise steckt und den Sinn des lebens erkennen möchte.
Die Funktion der Szene „Prolog im Himmel“ ist, dass der Zusammenhang zwischen Mephistopheles und Faust vom Leser verstanden wird. Damit kann die ansonsten auftretende Frage, warum Mephistopheles bei Faust erscheint und mit ihm einen Pakt abschließen möchte, beantwortet werden.
Das hier von den drei Erzengeln beschriebene Weltbild entspricht dem der Bibel. Gott hat die Welt erschaffen und seine Helfer finden diese Schöpfung wunderbar. Mephistopheles glaubt an das Menschenbild der Verführung. Er meint Faust auf seine Seite ziehen zu können, weil der Mensch den Genuss und die Faulheit liebt. Der Herr dagegen äußert, dass die Menschen immer den Weg zu ihm finden. Er glaubt an das Gute im Menschen, auch wenn sie die meiste Zeit ihres Lebens irren.
Der Erzengel Raphael erläutert, dass „die sonne […] nach alter Weise [tönt] in Brudersphären Wettgesang“ (Vers 243 f.). Das bedeutet, dass die Sonne schon lange existiert und mit den anderen Planeten in Konkurrenz steht, da sie Wärme abgibt, was die anderen Planeten nicht können. Die Sonne wird in dem Fall personifiziert und ihre beschriebene Handlung wird als Metapher dargestellt.
Daraufhin wird beschrieben, wie sie eine „Reise“ (Vers 245) begonnen und sie nun beendet hat (vgl. Vers 245 f.).Daraus lässt sich schließen, dass sich die Sonne bewegt hat und nach einiger Zeit zum Stillstand kam. Es ist eine Anspielung auf verschiedene Weltbilder. Zuerst gab es das Weltbild, dass sich die Sonne um die Erde dreht. Jetzt steht sie still.
Gabriel sagt, dass die „[Erde] sich umher [dreht]“ (Vers 252) und sich die „Paradieseshelle“ (Vers 253) mit der „(schauervollen) Nacht“ (Vers 254) abwechselt. Die Erde dreht sich und ist nicht mehr der Mittelpunkt. So entstehen die Tageszeiten, die verschieden beschrieben werden. Der Tag wird von Gabriel als sehr positiv empfunden, die Nacht stellt aus seiner Sicht das negative Gegenstück dar. Es muss aber beide geben, weil dadurch eine Balance erreicht wird. Danach erzählt er über „Fels und Meer“ (Vers 257). Das Meer wird immer gegen die Felsen schlagen und sie auswaschen. Dieser Vorgang wird „ewig“ (Vers 258) ablaufen.
Michael dagegen geht auf die Unwetter auf der Erde ein (vgl. Vers 259-266). Dennoch „verehren“ (Vers 265) die drei Erzengel „das sanfte Wandeln [seines) Tags“ (Vers 266). Sie loben die Schöpfung des Herrn, mit allen Dingen, die dazu gehören. Alle drei wiederholen die vier Verse, die Raphael auch schon gesagt hat (vgl. Vers 247-250; Vers 267-270). Sie meinen, dass „der Anblick […] den Engeln Stärke [gibt], da keiner [ihn] ergründen mag, und alle [seine] hohen werke sind herrlich wie am ersten Tag“ (Vers 267-270). Die Engel werden durch das Geschaffene gestärkt, ihnen wird Mut gemacht, weil keiner die Beweggründe für das handeln des Herrn kennt. Sie finden seine Schöpfung wunderschön und loben sie ausgiebig. Um ihre Aussage zu untermauern verwenden sie einen Vergleich: „wie am ersten Tag“(Vers 270). Damit soll gezeigt werden, wie schön sie die Schöpfung Gottes sehen, nämlich, dass sie noch genauso überwältig sind wie früher.
Es wird das Weltbild entworfen, dass Gott alles geschaffen hat und der Herr über allem steht. Er hat Engel, die ihm beiseite stehen. Die erde dreht sich um die sonne und nicht umgekehrt. Damit wird das Bild der Bibel beschrieben, das davon ausgeht, dass Gott alles geschaffen hat und es Engel und Erzengel gibt.
Darauf klagt Mephistopheles den Herrn an, dass sich „die Menschen plagen“ (Vers 280). Er stellt die Menschen als „kleinen Gott der welt“ (Vers 281) dar, der immer noch „so wunderlich [ist] als wie am ersten tag.“ (vers282). Die Bevölkerung der erde fühlen sich als Herrscher der Welt. Sie ändern sich nicht und Mephistopheles kann sie noch immer nicht verstehen. Um dieses besser zu verdeutlichen, wird an dieser stelle der Vergleich „ wie am ersten Tag“ (Vers 282) verwendet.
Der Mensch ist „tierischer als jedes Tier“ (Vers 286). Das bedeutet, dass sich die Menschen wie Tiere verhalten, aber schlimmer sind. Tiere würden nie dinge bauen, die sie selbst zerstören könnten, nur um zum Beispiel die Weltmacht an sich zu reißen. Dann vergleicht er die menschlichen Gewohnheiten mit denen der Tiere. Laut ihm sind die Menschen „eine der langbeinigen Zikaden, die immer fliegt und fliegend sprint und gleich im Gras ihr altes Liedchen singt.“ (Vers 288-290). Das bedeutet, dass sich die Menschen nicht ändern und immer wieder die gleichen Fehler begehen. Sie lernen nichts daraus.
Nun spricht der Herr Faust an, den er als seinen „Knecht“ (Vers 299) bezeichnet. Er betrachtet die Menschen als seine Knechte.
Mephistopheles meint, dass „des Toren Trank noch Speise [nicht irisch]“ (Vers 301) sei. Faust „treibt die gärung in die Ferne“ (vers 302). Laut ihm hat Faust keine irischen Interessen mehr, da er wissen will, was der Sinn des Lebens ist. Seine Antworten findet er aber nur in den überirdischen Dingen , wie Magie, weil er die andere Methode der Wissensanhäufung schon ausprobiert hat. Faust hat alle Fachrichtungen studiert, Philosophie, Theologie, Medizin und Jura. darauf weist Mephistopheles hin, indem er sagt, dass Faust die irdischen Dinge nicht „befriedigen2 (Vers 307)
Danach äußert der Herr, dass er „ihn bald in die Klarheit [führe]“ (Vers 308). Er möchte Faust Hilfestellung geben, damit er später zu ihm findet.
Mephistopheles allerdings „wettet“ (Vers 312) und glaubt, dass Gott ihn „verliert“ (Vers 312) und er Faust auf seine Seite ziehen kann. Deshalb bittet er um die „Erlaubnis“ (Vers 313) ihn in sein „Straße sacht zu führen“ (Vers 314). Das heißt, dass er versuchen möchte Fausts Interesse zu wecken, damit er nicht zu Gott findet und, dass er glaubt, dass er es auch bewältigen wird.
Gott erwidert, dass Mephistopheles es versuchen kann, „solang’ [Faust] auf der erde lebt“ (Vers 315). Nach ihm „irrt der Mensch, solang’ er strebt“ (Vers 317). Der Herr erklärt damit, dass alle Menschen die strebsam sind sich irren. Er gibt Mephistopheles eine Chance sein aufgestelltes Menschenbild zu beweisen.
Der Teufel meint, dass er „mit den Toten“ (Vers 318) nicht gut klar kommt (vgl. 319 f), weil es ihm so geht „wie der Katze mit der maus“ (Vers 322). Er spielt gerne mit den Lebendigen und lässt sie ein wenig zappeln, um weiter mit ihnen Spaß zu haben. Erst ganz zum Schluss tötet er sie. An dieser Stelle wird ein Vergleich aus dem Tierreich benutzt, damit seine Absicht leichter zu verstehen ist.
Daraufhin antwortet der Herr, dass er „diesen Geist von seinem Urquell ab“ (Vers 324) ziehen darf und ihn „auf [seinem] Wege mit herab“ (Vers 326) nehmen kann. Aber er soll nicht „beschämt“ (vers 3279 sein, wenn er erkennt, dass Fausts trotz „seinem dunklen Drange sich des rechten Weges wohl bewusst [ist]“ (Vers 328 f). Gott erlaubt Mephistopheles, dass er versuchen darf ihn auf die „dunkle“ (Vers 328) Seite zu ziehen. Weiterhin geht er davon aus, dass sich Faust trotz seines Dranges am Ende doch für den Herrn entscheidet und nicht für Mephistopheles, der keine Chance hat gegen Gott zu gewinnen. Dennoch ist der Teufel von seinem „Triumph“ (Vers 333) überzeugt. Er ist „für seine Wette gar nicht bange“ (Vers 331). Wenn er gewinnt möchte er triumphieren dürfen (vgl. 332 f.) und Faust soll „Staub […]fressen“ (Vers 334). Mephistopheles ist sich siegessicher. Meiner Meinung nach hat er wahrscheinlich noch niemals einen Menschen zu sich auf die Seite gezogen, weil er sich ausgiebig darüber freuen möchte. Bei einem sieg will er Faust demütigen.
Auch dazu erteilt ihm Gott die Erlaubnis, weil er „frei erscheinen“ (Vers 336) darf. Der Herr empfindet Mephistopheles nicht als störend, da er ihn „nie gehasst“ (Vers 337) hat. Ihm „ist […] der Schalk am wenigsten zur Last“ (Vers 340). Damit bezeichnet er ihn als Hofnarren, denn ein Schalk ist jemand wie Till Eulenspiegel, der versucht die Leute, vor allem den König, zum lachen zu bringen. Der Herr verspottet ihn und sagt damit aus, dass er über Mephistopheles lachen wird und dass er sich selbst zum Gespött macht.
Daraufhin beschreibt der Herr, dass „des Menschen Tätigkeit […] allzu leicht erschlaffen [kann]“ (Vers 340). Dort spricht er die Trägheit der Menschen an, auf die sich der Mensch schnell einlässt, weil er es sich gerne bequem macht und sich ausruht. (vgl. 341). Er schickt Faust „gern […] den Gesellen“ (Vers 342), dieser „reizt und wirkt“ (Vers 343). Der Herr gibt Faust Mephistopheles als Gesellen und möchte ihn verführen und auf die Probe stellen.
Danach spricht er zu den „echten Göttersöhnen“ (Vers 344), die sich an der „lebendig reichen Schönheit“ (Vers 345) erfreuen sollen und an dem „Werdenden“ (Vers 346), dass „ewig wirkt und lebt“ (Vers 346). Er wendet sich an die Erzengel, die sich erfreuen und den Mut nicht aufgeben sollen, dass Mephistopheles Faust bekommt. Laut ihm sollen sie „was in schwankender Erscheinung schwebt, […] mit dauernden Gedanken [befestigen]“ (Vers 348 f.). Daran kann man erkennen, dass das Problem Fausts, ob Mephistopheles ihn herüber ziehen kann, den Engeln den Mut vertreibt und sie nicht daran glauben, dass Gott die Wette gewinnt.
Mephistopheles sagt zu sich allein, dass er sich „hütet“ (Vers 350) es sich mit dem Herrn zu verscherzen. Er benennt ihn als „Alten“ (Vers 349), was abwertend klingt und ist ein weinig erstaunt, dass sich der Herr mit dem „Teufel“ (Vers 353) abgibt.
Zusammenfassend lassen sich die Weltbilder des Herrn und des Mephistopheles folgendermaßen beschreiben. Mephistopheles glaubt, dass die Menschen immer die gleichen Fehler begehen und sich nicht ändern. Sie lieben die Trägheit oder den Genuss. Er möchte Faust das wirkliche Leben zeigen (vgl. 1543). Faust strebt nicht nach irdischem Verlangen, denn sein größter Wunsch ist zu erkennen, „was die Welt im Innersten zusammenhält.“ (Vers 382 f.). Aus dem Grund hat er sich « der Magie ergeben » (Vers 377). Weiterhin denkt Mephistopheles, dass sich der Mensch für den Herrscher der Welt hält, also allein das Sagen hat. Faust nennt sich „Ebenbild der Gottheit“ (Vers 614) und die Menschen halten sich für „ein Ganzes“ (Vers 1348). Der Teufel glaubt auch, dass sich die Menschen verführen lassen. Faust geht sofort einen Pakt mit Mephistopheles ein, weil „das Drüben kann [ihn] wenig kümmern“ (Vers 1660). Sie plagen sich laut des Teufels. (vgl. 1530).
Der Herr dagegen meint, dass sich die Menschen letztendlich doch noch richtig entscheiden, also für das Gute. Das Streben ist nicht gut, da sich der Mensch währenddessen irrt. Faust erkennt, dass er „dem Wurme gleicht“ (Vers 654). Er hat aber keinen Glauben, da er aussagt „allein mir fehlt der Glaube“ (Vers 765). Für das Menschenbild Gottes sind wenig Stützen in der Figur Faust zu finden. Aber immerhin ist die Hauptfigur der Tragödie nicht träge, sondern aktiv. Die Trägheit steht für den Teufel, das Gegenteil Aktivität also für den Herrn.
Um die Menschenbilder einer der beiden zu bestätigen, ist Faust die zu prüfende Person. Er steht somit für die gesamte Menschheit, das sich Menschenbilder immer auf die Allgemeinheit beziehen.
2. Stellen Sie die Bedeutung des Prologs im Kontext der (Ihnen bekannten) Dramenhandlung dar.
Die Szene „Prolog im Himmel“ ist sehr bedeutend für die weitere Dramenhandlung.
Durch die wette des Mephistopheles mit dem Herrn um Faust wird die fortlaufende Handlung klar und logisch nachvollziehbar. Sie erklärt, warum der Teufel gerade zu faust kommt und sich in seine Dienste stellt. Faust schlägt den Pakt vor, Mephistopheles dient zu Lebzeiten Fausts ihm auf der erde, wenn er stirbt, muss er dem Teufel dienen. Durch die Szene wird es logisch, warum Mephistopheles alles versucht, um Faust zufrieden zustellen und ihn glücklich zumachen. Faust ist ein schwieriger fall. Er hat keinen Glauben am Gott mehr und er strebt nach neuem Wissen. Deshalb erscheint es für den Teufel auch so leicht, ihn auf seine Seite zuziehen. Die Szene zeigt auch, warum Mephistopheles mit einem Menschen einen Pakt eingeht, obwohl er die Erde nicht mag. Die Menschen plagen sich (vgl. Vers 1530) laut ihm und er versteht sie noch immer nicht.
Ohne diese Szene stellt sich die Frage, warum Mephistopheles bei Faust erscheint und nicht bei einer anderen Person. Die ganze Dramenhandlung ist ohne diese Szene brüchig und nicht verständlich. Es würde ein wichtiger Teil fehlen, da Gott auch noch einige Fehler der Menschen aufzeigt und reflektiert, was Mephistopheles ebenfalls macht.
Die zwei gegenteiligen Menschenbilder kann man mit der weiteren Handlung in Einklang bringen, also auf Faust übertragen.