Der Vorleser – Inhaltsangabe – Bernhard Schlink

Kurze Inhaltsangabe zu Der Vorleser

Bernhard Schlinks 1995 erschienener Roman „Der Vorleser“ handelt von der Liebesbeziehung des Ich-Erzählers Michael Berg zu der wesentlich älteren Hanna Schmitz und der Auseinandersetzung mit dem Holocaust. Der dreiteilige Roman erzählt die subjektiven Erlebnisse Michaels in chronologisch angeordneten Rückblenden, wobei sich der erste Teil auf die Liebesbeziehung, der zweite auf die Gerichtsverhandlung Hannas und der dritte auf die Zeit während ihrer Entlassung bezieht. Schlinks Roman wurde in vierzig Sprachen übersetzt.

Ausführliche Zusammenfassung von Der Vorleser

Teil 1

Kapitel 1

Der fünfzehnjährige Michael Berg übergibt sich auf dem Weg von der Schule nach Hause an einer Hauswand, woraufhin ihm die fünfunddreißigjährige Hanna Schmitz zu Hilfe kommt und ihn nach Hause bringt. Ein Arzt diagnostiziert bei Michael Gelbsucht.

Kapitel 2

Michael berichtet von seinen zahlreichen Träumen über das Haus in der Bahnhofstraße, in dem Hanna wohnt.

Kapitel 3

Nach seiner Genesung besucht Michael auf Drängen seiner Mutter hin Hanna zuhause, um sich für die Hilfe zu bedanken. Er fühlt sich von ihr sexuell angezogen.

Kapitel 4

Michael beobachtet Hanna beim Umziehen. Als sie seine Blicke bemerkt, rennt Michael überstürzt aus der Wohnung. Auf dem Nachhauseweg sucht er eine Antwort darauf, warum er sich von der viel älteren Hanna angezogen fühlt, kommt jedoch zu keinem Ergebnis.

Kapitel 5

Eine Woche später sucht Michael Hanna erneut auf, weil er nicht aufhören kann an sie zu denken.

Kapitel 6

Michael hilft Hanna, Kohlen aus dem Keller nach oben zu tragen, wobei er sich schmutzig macht und bei Hanna ein Bad nimmt. Als er aus der Wanne steigt, trocknet Hanna, die sich vollkommen entkleidet hat, Michael ab. Die beiden schlafen daraufhin das erste Mal miteinander.

Kapitel 7

Michael hat sich in Hanna verliebt, träumt oft und intensiv von ihr und sehnt sich nach ihrer Nähe.

Kapitel 8

Jeden Tag schwänzt Michael die letzte Schulstunde, um Hanna besuchen zu können. Als diese von dem Schuleschwänzen erfährt, reagiert sie verärgert und wirft Michael heraus.

Kapitel 9

Michael erzählt, dass Hanna sich immer vor dem gemeinsamen Duschen und dem Sex von ihm vorlesen lässt.

Kapitel 10

Als Michael eines morgens in den zweiten Wagen der Straßenbahn einsteigt, in der Hanna die Fahrscheine kontrolliert, kommt es zwischen beiden zu einem Missverständnis: Hanna denkt, Michael sei absichtlich in den zweiten Wagen eingestiegen, weil er sich ihrer schäme, Michael hingegen denkt, Hanna sei aus demselben Grund nicht zu ihm gekommen. Es kommt zu einem Streit, Michael unterwirft sich jedoch letztlich und gibt Hanna recht.

Kapitel 11

Hanna und Michael unternehmen während der Osterferien eine viertägige Fahrradtour. Als Michael morgens das Zimmer verlässt, um Frühstück zu holen, hinterlässt er Hanna eine Nachricht. Diese ist daraufhin vollkommen außer sich und schlägt Michael mit einem Lederriemen zwei Mal ins Gesicht. Den Zettel mit der Notiz habe sie nicht gefunden.

Kapitel 12

Während seine Familie verreist, bleibt Michael eine Woche alleine zuhause, um viel Zeit mit Hanna verbringen zu können.

Kapitel 13

Das neue Schuljahr hat begonnen und Michael sitzt in seiner neuen Klasse in der Obersekunda neben einem Mädchen namens Sophie. Michael vergleicht Sophie mit Hanna.

Kapitel 14

An seinem Geburtstag im Juli verlässt Michael seine Klassenkameraden im Schwimmbad wie üblich eher, um zu Hanna zu gehen. Hanna ist schlecht gelaunt und es kommt zu einem Streit, an dessen Ende Michael die Schuld erneut auf sich nimmt.

Kapitel 15

Michael unterhält sich mit Sophie, die versucht zu erfahren, warum er so wenig Zeit hat. Michael traut sich jedoch nicht, von Hanna zu erzählen.

Kapitel 16

Michael berichtet, Hanna habe nie etwas von sich selbst preisgegeben und er wisse demzufolge nicht, was sie außerhalb ihrer Arbeit und den gemeinsamen Treffen mache.

Kapitel 17

Eines Tages möchte Michael Hanna besuchen, erfährt jedoch, dass sie ohne sich von ihm zu verabschieden nach Hamburg umgezogen ist. Michael quälen starke Schuldgefühle.

Teil 2

Kapitel 1

Der mittlerweile 22 Jahre alte Michael berichtet von den Jahren nach Hannas Verschwinden. Irgendwann sei seine Sehnsucht verblasst, Abitur und Studium seien ihm leicht gefallen. Trotzdem lebt er in einem „Nebeneinander von Kaltschnäuzigkeit und Empfindsamkeit.“

Kapitel 2

Michael nimmt als Student der Rechtswissenschaften an einem Seminar zur Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen teil.

Kapitel 3

Hanna wird im Gerichtssaal als ehemalige KZ-Wärterin verhört. Michael erkennt sie erst, als sie aufgerufen wird und fühlt nach eigener Aussage nichts.

Kapitel 4

Michael fühlt sich während aller Verhandlungstage wie betäubt und beobachtet Hanna genau, die alles wie erstarrt über sich ergehen zu lassen scheint.

Kapitel 5

Hauptanklagepunkt ist, dass Hanna als Wärterin zusammen mit vier andren in den Bombennacht Frauen in einer Kirche habe verbrennen lassen, obwohl sie die Türen hätte aufschließen können.

Kapitel 6

Hanna macht beim Richter keinen guten Eindruck. Sie scheint sich ihrer Schuld nicht bewusst zu sein, wirkt rechthaberisch und unsicher zugleich.

Kapitel 7

Der Leser erfährt, dass Hanna von den inhaftierten Frauen stets junge ausgewählt habe, von denen sie sich dann vorlesen ließ. Hanna dreht sich zu Michael um und beide schauen sich direkt in die Augen.

Kapitel 8

Michael erzählt die Geschichte der zwei einzigen überlebenden Frauen des Kirchenbrandes, die ihre Erfahrungen in einem Buch verarbeitet haben. Dieses Buch dient in dem Prozess gegen Hanna als Beweismittel.

Kapitel 9

Hanna, die den Bericht zur Brandnacht geschrieben haben soll, versucht zu erklären warum sie die Kirchentür nicht aufgeschlossen hat. Sie bestreitet zunächst, den Bericht geschrieben zu haben, als jedoch ein Schriftvergleich angeordnet wird, gibt sie zu, vermeintliche Verfasserin des Berichts zu sein.

 

Kapitel 10

Michael wird plötzlich klar, warum Hanna sich von ihm und den Frauen im KZ hat vorlesen lassen und den Schriftvergleich mithilfe eines Schuldeingeständnisses ablehnte: Hanna kann nicht lesen und schreiben.

Kapitel 11

Michael überlegt, den Richter über Hannas Analphabetismus aufzuklären, entscheidet sich jedoch dagegen. Seine einzige Erklärung für Hannas Verhalten ist ein tief sitzendes Schamempfinden.

Kapitel 12

Bei einem Gespräch mit seinem Vater sucht Michael Rat, was nicht zum gewünschten Erfolg führt.

Kapitel 13

In seiner Phantasie verbindet Michael seine Vorstellungen von Hanna als Wärterin mit denen aus ihrer gemeinsamen Zeit und empfindet dabei sexuelle Erregung, für die er sich schämt.

Kapitel 14

Mithilfe eines Besuchs des Konzentrationslagers Struthof möchte Michael seine Phantasien mit wirklichen Eindrücken austauschen.

Kapitel 15

Michael fährt ein weiteres Mal ins Konzentrationslager und versucht vergeblich, sich vorzustellen wie es dort gewesen sein muss. Er erkennt an seinen ambivalenten Gefühlen Hanna gegenüber zu scheitern: „Beidem wollte ich mich stellen: dem Verstehen und dem Verurteilen. Aber beides ging nicht.“

Kapitel 16

Nach einem Gespräch mit dem vorsitzenden Richter hat Michael erstmals das Gefühl, alles hinter sich lassen zu können.

Kapitel 17

Bei der Urteilsverkündung bekommt Hanna eine lebenslängliche Freiheitsstrafe.

Teil 3

Kapitel 1

Michael berichtet von dem Sommer nach dem Prozess, den er hauptsächlich mit Lernen für die Prüfungen und geistigen Auseinandersetzungen mit den Geschehnissen der vergangenen Zeit verbringt.

Kapitel 2

Als Referendar heiratet Michael und bekommt eine Tochter, Julia. Als diese fünf ist, lässt das Paar sich scheiden.

Kapitel 3

Michael trifft auf der Beerdigung des Richters von Hannas damaliger Verhandlung einen alten Kommilitonen wieder.

Kapitel 4

Der Leser erfährt, dass Michael nach seinem Referendariat Rechtshistoriker wurde.

Kapitel 5

Michael beginnt, für die inhaftierte Hanna Bücher vorzulesen und auf Kassetten aufzunehmen, um sie ihr in die Haft zu schicken.

Kapitel 6

Nach vier Jahren erhält Michael erstmals einen selbst geschriebenen Gruß von Hanna, die sich mithilfe seiner Kassetten das Lesen und Schreiben beigebracht hat. Michael selbst schreibt Hanna nie, schickt ihr jedoch stets neue Kassetten.

Kapitel 7

Michael bekommt einen Brief von der Gefängnisleitung, dass Hanna bald entlassen werde und Hilfe bei der Wiedereingliederung brauche. Michael wird gebeten, diese Aufgabe zu übernehmen.

Kapitel 8

Michael besucht Hanna das erste Mal eine Woche vor ihrer Entlassung im Gefängnis und fühlt sich ihr gegenüber fremd.

Kapitel 9

Michael bereites Hannas Entlassung vor, richtet ihre Wohnung ein und telefoniert mit ihr. Er erkennt, dass sie eine alte Frau geworden ist, deren Stimme jedoch jung geblieben sei.

Kapitel 10

Hanna bringt sich in der Nacht vor ihrer Entlassung um. In ihrem Testament hat sie verfügt, Michael solle ihre gesparten 7000 Mark der Tochter überbringen, die damals zusammen mit ihrer Mutter den Kirchenbrand überlebt hat.

Kapitel 11

Michael erfüllt Hannas Auftrag und erzählt der Überlebenden des Kirchenbrandes als einzige von seiner damaligen Beziehung zu Hanna.

Kapitel 12

Nach Hannas Tod fasst Michael den Entschluss, ihre gemeinsame Geschichte aufzuschreiben. Er besucht ein einziges Mal ihr Grab.

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